Alternative Methoden zur Vorbeugung und Heilung von bakteriellen Harnwegsinfekten
Harnwegsinfekte werden gewöhnlich mit Antibiotika behandelt. Wie im Beitrag Harnwegsinfektion: erkennen – behandeln – vorbeugen beschrieben, wird bei neurogene Blasenfunktionsstörung (neurogenen Dysfunktion des unteren Harntrakts) eine Behandlungsdauer von sieben bis zehn Tagen und länger einer einmaligen oder kurzzeitigen Einnahme von Antibiotika vorgezogen. Dies stellt eine nicht unerhebliche Belastung für u. a. die Darmflora des Patienten dar. Es gibt aber auch alternative Behandlungsmethoden.
Die Heilkraft von Pflanzen
Die Phytotherapie, d. h. die Pflanzenheilkunde, gehört zu den ältesten medizinischen Therapien und ist auf allen Kontinenten und in allen Kulturen beheimatet. Verschiedene pflanzliche Mittel werden traditionell gegen Erkrankungen der Harnwege eingesetzt und sind uns als Hausmittel überliefert. Kritiker der Phytotherapie bemängeln häufig, dass keine oder nur ungenügend wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen, die die Wirksamkeit von pflanzlichen Wirkstoffen belegen; die Erfahrungsberichte sprechen in vielen Fällen für sich.
- Apfelessig
Apfelessig ist ein Speiseessig aus Apfelwein. In der Naturheilkunde findet er Anwendung in der Körper- und Mundhygiene und soll als Essigtrunk angewendet für Entgiftung und Entschlackung sorgen. Wie genau Apfelessig wirkt, ist nicht bekannt, doch seine antibakterielle Wirkung wurde in Studien belegt. Bei Harnwegsinfektionen sollen täglich 2 cl Apfelessig mit einem Glas lauwarmem Wasser getrunken helfen.
- Bärentraube (Arctostaphylos uva ursi)
Die Bärentraube ist die bekannteste Kräutermedizin gegen Blasenentzündungen und wurde schon im Mittelalter verwendet. Die in den Blättern enthaltenen Wirkstoffe, Hydrochinon und Methylhydrochinon, wirken stark antibiotisch, wodurch Krankheitserreger erfolgreich bekämpft werden können. Bei einem empfindlichen Magen kann die Einnahme von Bärentraubenblättertee allerdings zu Magenschmerzen und/oder Übelkeit führen (kräuterverzeichnis.de, 2013).
- Birkenblätter (Betula pendula)
In der Naturheilkunde werden Birkenblätter traditionell gegen Harnwegsinfekte eingesetzt. Sie regen aber auch den Hautstoffwechsel an, weshalb sie in Finnland oft beim Saunabaden verwendet werden. Ihre Hauptinhaltstoffe sind ätherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe, Vitamin C, Harz, Saponine, Flavone und Triterpene. Birkenblätter wirken entzündungshemmend, entwässernd und schmerzlindernd (kräuterverzeichnis.de, 2013).
u - Cranberry (Vaccinium macrocarpon)
Die Cranberry, deutsch: Großfrüchtige Moosbeere oder Kranichbeere, ist das Flaggschiff der phytotherapeutischen Behandlung und Prophylaxe von Harnwegsinfekten. Sie enthält neben den wichtigen Mirkonährstoffen Vitamin C, Zink und Phosphor verschiedene Stoffe (Zitronensäure, Eugenol, Hyperosid, Oleanolsäure, Oxalsäure, Parasorbinsäure, etc.), die sie zu einem extrem basischen Lebensmittel machen (kräuterverzeichnis.de, 2013). Belegt ist, dass Cranberrys der Gehalt an entzündungshemmender Salicylsäure im Urin und Plasma erhöht, zugleich wird durch die Salicylsäure und andere wieder ausgeschiedene organische Säuren der Harn angesäuert, was die Vermehrung von Keimen hemmen kann, erhöhte Flüssigkeitszufuhr führt gleichzeitig zur raschen Ausschwemmung bzw. Verdünnung der Keimkonzentration (Wikipedia, 2013). Ihre Inhaltstoffe können zudem an die Fimbrien von Kolibakterien andocken, wodurch diese daran gehindert werden, sich an die Blasenwände anzuhaften. Stattdessen werden sie mit dem Urin ausgeschwemmt (phytochemicals.info, 2013). Die Cranberry ist eine nahe Verwandte der heimischen Preiselbeere, jedoch nicht mit ihr identisch. - Grapefruitkerne
Grapefruitkernextrakt wird aus den gemahlenen Kernen und Schalen von Grapefruits hergestellt. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe sollen gegen Pilze, Viren und Bakterien wirken. Bei Harnwegsinfekten sollen 3×3 Tropfen pro Tag eingenommen werden. Die Wirkung von Grapefruitkernextrakt wurde in mit Menschen Studien untersucht, konnte aber nicht eindeutig belegt werden. Da Erfahrungswerte (auch von Menschen mit Querschnittlähmung) vorliegen, könnte es einen Versuch wert sein.
p - Goldrute (Solidago vigaurea)
Schon im Mittelalter wurde Goldrute bei Blasen- und Nierenerkrankungen verwendet. Sie enthält Saponin, Gerbstoffe, ätherisches Öl, Flavonoide und Bitterstoffe und zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie die Harnmenge bei Infektionen der Blasen und/oder der Nieren erhöht (kräuterverzeichnis.de, 2013).
. - Hauhechelwurz
Hauhechelwurz gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler. Sie enthält ätherische Öle, Flavonoid-Glykoside und Tannine; in der Kräuterkunde wird sie traditionell zur Behandlung von Blasen- und Nierenproblemen und bei Wasseransammlungen eingesetzt.
i - Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
Heidelbeeren sind reich an Mikronährstoffen, die das Immunsystem und die Körperzellen gegen Bakterien und freie Radikale schützen. Das in ihnen enthaltene Vitamin C wirkt gegen Infektionen, Erkältungen und Stressbelastung. Außerdem enthalten sie Gerbstoffe – vor allem Tannen. Hauptwirkstoff der Heidelbeere aber ist der blaue Farbstoff Anthocyan (auch: Myrtillin), ein natürliches Antibiotikum, das zusätzlich zu seiner keimtötenden Wirkung die Blutgefäße elastisch hält und die Blutbildung unterstützt. Ein Tee aus getrockneten Heidelbeerblättern wird traditionell als Hausmittel bei Blasenschwäche eingesetzt (kräuterverzeichnis.de, 2013).
o - Ingwer (Zingiber officinale)
In Ingwer stecken viele wertvolle Wirkstoffe: Vitamine, Mineralien (Kalzium, Kalium, Eisen) und verschiedene ätherische Öle mit den Hauptkomponenten Zingiberen und Zingiberol und die Scharfstoffe Gingerole und Shoagole. Traditionell wird Ingwer gegen Übelkeit, Menstruations- und Verdauungsbeschwerden eingesetzt und auch eine entzündungshemmende und antioxidative Wirkung wird ihm zugeschrieben (kräuterverzeichnis.de, 2013).
(Siehe: Ingwer – Wohltuende Schärfe) - Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
Kapuzinerkresse enthält Vitamin C und Senföle. Sowohl die Blätter als auch die Blüten wirken antibiotisch, blutreinigend, pilztötend und schleimlösend. Wegen ihrer harntreibenden und desinfizierenden Eigenschaften kann Kapuzinerkresse gegen Harnwegsinfekte helfen. Hauptsächlich wirkt sie jedoch vor allem gegen Husten, Bronchitis, Hals- und Rachenentzündungen; zudem stärkt sie das Immunsystem (heilkräuter.de, 2014). o
i - Meerrettich (Armoracia rusticana)
Meerrettich enthält eine Vielzahl an Mikronährstoffen (z. B. Vitamin C, Vitamine B1, B2 und B6, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor) sowie Stoffe mit antibiotischer Wirkung wie Senfölglykoside, Allicin, Flavone und ätherische Öle, aus denen sich Senföle bilden. Wissenschaftlich belegt ist die antimikrobielle und antivirale Wirkung des Meerrettichs; je nach Dosis kann er auch bakteriostatisch bzw. bakterizid wirken. Kombiniert mit Kapuzinerkressenkraut wird die Meerrettichwurzel in der Phytotherapie zur Behandlung von Harnwegs- (und auch Atemwegs-) infekten eingesetzt. Studien belegen das breite antibakterielle Wirkspektrum der Kombination der beiden Pflanzenstoffe gegenüber 13 klinisch relevanten Bakterienstämmen (Wikipedia, 2013).
- Orthosiphonblätter
Orthosiphon gehört zur Familie der Lippenblütler. Die Blätter enthalten ätherische Öle, Flavonoide und Kaliumsalze und wirken nachweisbar krampflösend, entwässernd, durchspülend und antientzündlich.
. - Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea)
In Preiselbeeren enthalten sind Arbutin, Phenolglykoside, Gerbstoffe, organische Säuren, Triterpene und die Vitamine A und C. In der Phytotherapie gilt die Preiselbeere als eines der stärksten natürlichen antiseptischen Mittel im Pflanzenreich. Traditionell wird sie zur Behandlung von Verdauungsproblemen eingesetzt. Im Saft der Preiselbeeren sind sieben Prozent Anthocyan enthalten, ein Wirkstoff, der im Darm gegen Krankheitserreger vorgeht, eine beruhigende Wirkung auf den Darm hat und ihn wieder in sein Gleichgewicht bringt (kräuterverzeichnis.de, 2013). Zudem lässt der hohe Gehalt an Anthocyan vermuten, dass der Genuss der Beeren oder des Saftes vor Nieren- und Harnblaseninfektionen schützt, da dieser möglicherweise das Einnisten der Bakterien in der Schleimhaut verhindert (Wikipedia, 2013).
o - Salbei (Salvia officinalis)
Hauptverantwortlich für die virenhemmende, pilztötende und antibakterielle Wirkung von Salbei, sind die enthaltenen ätherischen Öle, u.a. Kampfer, Thujon, Salviol, Salven, Pinen, Cineol, Borneol, Salviol, Glutamin, Saponin, Rosmarinsäure und Urolsäure. In der Phytotherapie wird er hauptsächlich zur Behandlung des Mund- und Rachenraums eingesetzt oder auch bei Wechseljahrbeschwerden (kräuterverzeichnis.de, 2013).
i - Zwiebel (Allium cepa)
Zwiebeln enthalten viel Kalium, Kalzium, Magnesium und mit 7 Milligramm pro 100 Gramm eine beachtliche Menge Vitamin C. Vermutlich aufgrund der ebenfalls enthaltenen antioxidativen Schwefelverbindungen, wirkt die Zwiebel nachweislich antibakteriell und kann Blutdruck, Blutfette und Blutzucker leicht senken. Auch Blut verflüssigende und antiasthmatische Eigenschaften wurden nachgewiesen (Wikipedia, 2013). In der Phytotherapie wird sie zur Linderung vieler verschiedener Beschwerden eingesetzt, u. a. zur Stärkung des Immunsystems.
Wirksame Kombinationen
Meerrettich und Kapuzinerkresse sind die Bestanteile des pflanzlichen (verschreibungspflichtigen) Arzneimittels Angocin, das gegen Bakterien und Viren wirkt und bei Blasenentzündungen und Atemwegsinfekten eingesetzt wird. Wie man das natürliche Antibiotikum aus Kapuzinerkresse und Meerrettich in einer Tinktur anwendet, zeigt die österreichische Heilpraktikerin Karin Reichel hier: Natürliche Antibiotika selbstgemacht (externer Link).
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Das Nahrungsergänzungsmittel BlasenFit Forte enthält vor allem D-Mannose, aber auch Cranberry- Extrakt, L-Methionin, und in kleinen Mengen Blaubeeren-Extrakt, Löwenzahn-Extrakt, Bärentraubenpulver, Goldrutenpulver, Petersiliensaft-Extrakt, Kürbiskern-Extrakt.
Kombi: Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel
Für ein Kombipäparat aus Rosmarin (hemmt das Wachstum von Bakterien), Tausendgüldenkraut (wirkt antientzündlich und schmerzlindernd) und Liebstöckel (wirkt harntreibend) wurde in einer 2019 veröffentlichten Studie ein „mit Antibiotika vergleichbarer Therapieerfolg“ festgestellt (Zehnder, 2019).
Für einen Erfahrungsbericht von Tetraplegikerin Carla Bernasocchis siehe: Leben mit Querschnittlähmung: „Diese Hausmittel haben mir bei Harnwegsinfekten geholfen.“
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Quelle: Der-Querschnitt.de | Das Informationsportal der Manfred-Sauer-Stiftung